Newsletter Nr. 2 / 2010:
Neues von den Conturen, Conturen Nr. 1 + 2 / 2010
Hannes ANDROSCH:
Gegen "Promi-orientierte Eventisierung" der Politik, Warnung vor Bedeutungslosigkeit Europas
Kurzfristiges Denken schädlich - Europa muss sich am Riemen reissen und seine Strukturprobleme lösen - Epochenzäsur bewältigen - Vorbild Schweiz - Zynische Selbstgerechtigkeit der Deutschen - Wider das Raunzen gegenüber Brüssel - Mehr Selbstbewusstsein Europas gegenüber den USA und deren "kreuzzüglerische Aufdringlichkeit" - Scheitern an kleinen Dingen: schon aus dem Benzinpreis wird ein "Affentheater" - Ausführliches Interview in den CONTUREN
Vor einer "populistischen und sozusagen Promi-orientierten Eventisierung" der Politik, die den Schlagzeilen des nächsten Tages oder vermeintlich wichtigen Quoten nachjagt, warnt der Industrielle und Österreichs Ex-Finanzminister Hannes ANDROSCH in der neuesten Ausgabe der Vierteljahresschrift CONTUREN. Politik und Wirtschaft litten an der "Despotie der Kurzfristigkeit und ... Kurzsichtigkeit", das beginne mit der "quarterly returns mentality". Man fürchte sich permanent vor Wahlen, die aber immer irgendwo stattfinden, dies sei abzulehnen. Gerade in der derzeitigen Situation mehrfacher Krisenerscheinungen sei aber langfristiges Denken unerlässlich. Europa müsse sich "am Riemen reissen", denn sonst drohe die "Bedeutungslosigkeit und ein verlorenes Jahrzehnt" und der Kontinent laufe Gefahr, "bestenfalls ein epikureisch lebendes Museum zu werden".
Die Globalisierung, 9/11, der Aufstieg Asiens, die demografische Entwicklung, die digitale Revolution und die Ressourcenlage hätten der Welt eine "Epochenzäsur" gebracht und sie "in einem Maße verändert, dass einem der Atem wegbleibt", so Androsch. Dieser Wandel schaffe unter den Menschen Unsicherheit. Politik und Wirtschaft seien auf diesen raschen Wandel institutionell und mental schlecht eingestellt.
Europa müsse seine erheblichen Strukturprobleme lösen, unter anderem der Infrastruktur, der Bildung, der schlechter gewordenen Budgets, des Finanzsektors und einer drohenden Entindustrialisierung. Androsch tritt für die Durchsetzung der Agenda 2020 ein, obwohl die Ziele von Lissabon "glanzvoll gescheitert sind". Eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik sei unerlässlich. Vorbild sei die Schweiz, die ihre Zielsetzungen nicht auf das Jahr 2020 fokussiert- "das ist ja schon bald" -, sondern auf das Jahr 2030. Europas und besonders Österreichs Problem sei: "Wir scheitern an bescheidenen Dingen. Wir wollen einen universitären Binnenmarkt schaffen und scheitern etwa an den Pensionsregelungen", so Androsch.
Bezüglich der Lösung der "Schuldenländer" wie Griechenland kritisiert Androsch die "zynische Selbstgerechtigkeit der Deutschen", denn diese seien mit seinen Überschüssen "Hauptnutznießer der Situation". Man könne nicht eine Rosskur verlangen, die zwar die Währung schützt, aber die Demokratie gefährdet und einerseits vollmundige Erklärungen gegenüber Griechenland abgeben, aber gleichzeitig gegen Kredit U-Boote an Athen verkaufen, dies sei "besonders zynisch".
Im weiteren Gespräch spricht sich Androsch für mehr Wachstum, die Stärkung des Euro, für ein größeres Selbstbewusstsein Europaa gegenüber den USA sowie gegen "das Raunzen gegenüber Brüssel" aus. Die USA seien kein Vorbild, auch nicht mit ihrer "kreuzzüglerischen Aufdringlichkeit". Er plädiert für das "so viel Staat wie notwendig, so viel Freiheit wie möglich" der Freiburger Schule als Gegenstück zum "staatskannibalistischen Neo-Neo-Liberalismus", der gescheitert sei. An der österreichischen Politik störten ihn, Androsch, das "nichts geht mehr", etwa, dass Österreich zwar eine Eliteuniversität errichten will, aber kein Geld für die anderen Universitäten habe, die Beharrung beim Dienstrecht für Beamte und viele anderen Widersprüche und Alibihandlungen, so machten wir "schon aus dem Benzinpreis ein Affentheater". Einer internationalen Finanztransaktionssteuer gibt Androsch wenig Chancen.
Das vollständige, ausführliche Interview ist auf dieser Homepage sowie unter http://www.androsch.com nachzulesen.
Die weiteren Beiträge in den CONTUREN Nr. 1 + 2 /2010 (siehe http://www.conturen.net) :
Meinhard MIEGEL: EXIT! Für einen Wohlstand ohne Wachstum,
Erhard BUSEK Unsere Politik kann nicht langfristig denken
Wilfried STADLER. Aufsichtsräte: die mächtigen Machtlosen
Leo MAZAKARINI Sprachverstörungen: Wir leben in Babylon
Christian PROSL Europa und die USA - eine Bestandsaufnahme
Olaf IHLAU: Minenfeld Balkan
Gregor MAYER/ Bernhard ODENAHL Osteuropas Rechtsextreme im Aufwind
Helmut REINALTER: Der Mythos „jüdisch-freimaurerischer Weltverschwörung“
Marc THÖRNER: Menschenrechte spielen in Afghanistan keine Rolle mehr
KULTURJUBILÄUM 65 Jahre Österreichische Kulturvereinigung
KAKANIEN 2.0 „Atlantis“ – Ausstellung über einen versunkenen Kontinent
AVISO: 15. Wiener Kulturkongress am 22.11.2010,
Meinhard Miegel über „Fluch und Segen des Wirtschaftswachstums“.
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